GESTILLTE KLEINKINDER - KLEINE GESTILLTE PERSÖNLICHKEITEN
Längeres Stillen hat sehr viele Vorteile. Bis zum Alter von 6 Monaten enthält die Muttermilch alles, was ein Baby zu seiner Ernährung und zu seiner Entwicklung benötigt, sie ist somit die optimale Ernährung. Jedes Baby beginnt sich früher oder später auch für die Nahrungsmittel der Erwachsenen zu interessieren, wobei das Stillen fortgesetzt wird.
"Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine Stillzeit von mindestens 2 Jahren für Kinder überall auf der Welt, anschließend je nach Wunsch." [M. Guoth - Gumberger]
Das längere Stillen hat viele gesundheitliche und psychologische Vorteile TOP
Muttermilch mit ihren wertvollen Bestandteilen behält ihre Qualität über die gesamte Stillzeit. Ein hoher Schutz gegen Allergien ist vorhanden
"Bis zum 20. Monat der Laktation sind die IgG- und IgA - Spiegel (Immunglobuline) so hoch wie in der 2. Woche" [v. E. Hormann in Mothering, Winter 1993]Foto: Karl Grabherr
"Der Schutz gegen Krankheiten, der in der Muttermilch wirkt, bleibt über die Kindheit hinaus bestehen. Oft gilt: Je länger die Dauer des Stillens, desto länger die Immunität. Es gibt Studien, die zeigen, daß Vorteile nach 30 Monaten Stillzeit bestehen; manche dieser Vorteile bleiben ein ganzes Leben lang erhalten." [v. Elisabeht Hormann in Mothering, Winter 1993]. Kinder, die gestillt werden, erkranken in den ersten 3 Lebensjahren weniger oft an Atemwegserkrankungen als nicht gestillte Kinder. Die Anzahl von Mittelohrentzündungen wird durch Stillen generell gesenkt. Rotavirenerkrankungen treten seltener auf. Die emotionale Mutter - Kind - Beziehung wird durch längeres Stillen sehr gefestigt. Trotzphasen und Wutausbrüche sind mit Stillen leichter zu bewältigen. Das Kind beruhigt sich durch das Saugen an der Brust viel schneller und die wichtige Nähe und das Gehaltenwerden, das ein Kind gerade bei einem Wutausbruch braucht, die Versicherung, daß es trotzdem noch geliebt wird, wird ihm durch das Stillen gegeben. Ein übermüdetes, quengeliges Kind ist leichter zu beruhigen und zum Einschlafen zu bringen. Bei kleinen Verletzungen hilft nichts so schnell wie Stillen. Troststillen - wenn ein Kind getröstet werden will, ob es sich verletzt hat, schüchtern ist, fremdelt, traurig ist - Stillen erfüllt es mit Selbstvertrauen und durch den "sicheren Hafen der Mutter" läßt es diese Dinge bald vergessen. Stillen ist viel mehr als Nahrungsaufnahme, es steht für Liebe, Nähe, Geborgenheit, Sicherheit, Trost,..... Das Saugen ist eine wichtige Funktion für Babys und Kleinkinder. Kinder, die nicht gestillt werden oder zu früh abgestillt werden, suchen sich einen Saugersatz wie Schnuller, Fläschchen, Daumen, Finger, Polsterzipfel, Windelecken. Sie zeigen uns, daß sie die beruhigende Wirkung des Saugens brauchen. Kinder können durch das Saugen an der Brust zwischendurch in ihrem durch "Forschergeist" geprägten Alltag zur Ruhe kommen. Stillen hilft auch, wenn Babys beim Zahnen Schmerzen haben. Wenn das Kind erkrankt ist (z.B. Durchfall,...) und keine Nahrung zu sich nimmt, ist Muttermilch eine sehr gute Medizin. Manche Kinder ernähren sich in solchen Fällen ausschließlich von Muttermilch. Reisen und größere Unternehmungen sind mit gestillten Kindern um ein Vielfaches einfacher, da Muttermilch in ausreichenden Mengen, wohltemperiert jederzeit verfügbar ist.Stillen hat auch viele Vorteile für die Mutter TOP
Durch die Ausschüttung von Prolaktin (Milchbildungshormon) beim Stillen, wird der Mutter geholfen, sich zu entspannen, ihre Muttergefühle und die Bindung zum Kind werden verstärkt. Die Mutter eines gestillten Kindes lebt eher in Übereinstimmung mit ihm, wenn es um Konflikte und Meinungsverschiedenheiten (z.B. Trotz, Wutanfall,...) geht. Das Prolaktin macht sie "mütterlich" und gelassen. Der enge Körperkontakt beim Stillen ist für Mutter und Kind besonders wichtig und schön. Frauen, die auf ihre gesamte Stillzeit bezogen insgesamt 2 Jahre stillen, haben ein um 40% verringertes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Stillen vermindert außerdem die Wahrscheinlichkeit, an Eierstockkrebs zu erkranken. Foto: Karl Grabherr
Mütter erkranken später weniger häufig an Osteoporose, da die Knochendichte mit jedem gestillten Kind zunimmt. [E. Hormann in Mothering, Winter 1993] Langzeitstillen hilft bei der Unterdrückung der Ovulation und hilft, dicht aufeinanderfolgende Schwangerschaften zu vermeiden. [K.I. Kennedy, "Fertility, Sexuality and Contraception during Lactation / E. Hormann]Schwierigkeiten beim Langzeitstillen TOP
Mutter und Kind, etwa 2200 v. Chr.
Horoztepe, AnatolienDie erste bekannte Bronzestautette, die eine stillende Mutter darstellt.
entnommen aus "Stillen - einst und heute", Hans Marseille Verlag
Orazio Gentileschi, (1563 - 1639), Madonna mit dem Jesusknaben an der Brust (Christies, London)
entnommen aus "Stillen - einst und heute. Hans MarseilleVerlag.
Leider macht uns immer wieder unser Umfeld, unsere Gesellschaft, Schwierigkeiten, wenn wir ein Kleinkind stillen.
Äußerungen wie: "Was Du stillst noch immer?", "Na ja, jetzt wird es ja wohl bald vorbei seinmit der Stillerei", oder "wann bekommt es denn endlich etwas Gescheites zum Essen?", vermiesen uns unsere Stillzeit manchmal ganz schön.
Versuchen Sie sich Ihre wunderschöne Stillzeit von anderen Leuten nicht nehmen zu lassen. Erklären Sie ihnen, daß Kinder fast überall auf der Welt früher 2 bis 4 Jahre gestillt wurden.
Die Propheten im alten Israel, sowie die Kaufleute und Schäfer wurden nicht vor dem Ende des 2. Lebensjahres abgestillt. Die Mutter von Moses stillte ihn 3 Jahre lang. Im alten Indien, wo man glaubte, daß ein Kind umso länger lebt, je länger man es stillt, stillten die Mütter ihre Kinder so lange wie möglich, oft 7 - 9 Jahre!" Im 18. Jahrhundert wurde in England noch eine erhebliche Zahl der 4-Jährigen Kinder gestillt. [aus N.J. Bumgarner - Wir stillen noch]
Genießen Sie Ihre wunderbare Stillzeit so lange es Ihnen und Ihrem Baby gefällt. Diese Zeit wird Sie und Ihr Kind prägen und sie wird Sie Ihr ganzes Leben begleiten. Sie lernen durch das Stillen, daß Sie auf die Bedürfnisse Ihres Kindes eingehen und sie befriedigen.
Das Kind weiß selbst, wann seine Bedürfnisse befriedigt sind. "Das Kind kommt, saugt, und läßt los....dies ist auch ein wichtiger Entwicklungsschritt für später. Diese Wechsel von Eingehen, Halten, Nähern und anschließendes Gehen wird sich in unterschiedlicher Form bis ins Erwachsenenalter wiederholen" [teilweise aus Stillen von Marta Guoth-Gumberger]
Literaturhinweis
- Wir stillen noch - N. J. Bumgarner
- Stillen - Martha Guoth-Gumberger, Elizabeth Hormann
- Das Handbuch für die stillende Mutter - La Leche Liga
- Das Handbuch für die Stillberatung - Nancy Mohrbacher - La Leche Liga