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Foto: Karl Grabherr

ERNÄHRUNG IN DER STILLZEIT

 

Was darf ich als stillende Mutter essen? Was soll ich als stillende Mutter essen? Was ist zu meiden und was ist zu bevorzugen? TOP

FAUSTREGEL: Das was mir in der Schwangerschaft gut tut, ist auch in der Stillzeit für mich und mein Baby gut.

Mit der Muttermilch gibt man dem Baby nicht nur ernährungsmäßíg, sondern auch in vielen anderen Punkten den bestmöglichen Start.

Das Eßverhalten und die Grundlagen für gute Eßgewohnheiten werden in der Kleinkindzeit gelegt. In der Schwangerschaft und der anschließenden Stillzeit wäre es optimal, seine Ernährungsform zu verbessern, falls dies nötig ist, denn man kann einem Kind nur eine gewisse Zeit bestimmte Lebensmittel vorenthalten. Irgendwann einmal will jedes Kind bei den Eltern mitnaschen. Für eine gesunde Ernährung sollte die ganze Familie mit einbezogen werden.

Was soll ich in der Stillzeit alles essen? TOP

Eine ausgewogene, abwechslungsreiche und möglichst naturbelassene Kost sind die Grundpfeiler einer guten Ernährung. Vitaminreiche Lebensmittel häufig essen, denn es gibt einen erhöhten Bedarf bei stillenden Müttern.

Folgende Bestandteile sollten unseren Speiseplan erfüllen:

  • frisches Obst und Gemüse
  • Vollkornprodukte (Vollkornbrot, Vollreis, Teigwaren,...) sollten rafinierten Produkten vorgezogen werden (Vollkorngetreide ist Vitamin B - Lieferant)
  • kaltgepresste Öle (hochwertige Fette) wirken sich positiv auf die Milchzusammenstzung aus
  • wenig Fleisch
  • Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen, Erbsen)
  • ausreichend Flüssigkeit (Wasser, Tee,...)
  • Nüsse
  • kalziumreiche Lebensmittel; der Bedarf ist erhöht (Milchprodukte, Nüsse, Mandeln, Sesam, Orangen, Broccoli, Feigen, Datteln, Ölsardinen, Parmesan)

Besser ist es, häufiger kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen als 3 große, damit man nicht zu sehr Hunger zwischendurch bekommt und Blutzuckerabfälle vermeidet. Kleine Snacks, wie frisches Obst, Joghurt, Vollkornbrot, Müsliriegel, Käse, etc. lassen sich zwischendurch leicht zu sich nehmen.

Zu jedem Stillen 1 Glas Wasser zu trinken rundet alles gut ab

Es gibt Untersuchungen, die aufzeigen, daß die Qualität der Muttermilch nur wenig beeinflußbar ist, selbst wenn die Ernährung nicht ideal ist. Unser Körper nimmt sich alles was er für eine gute Milchbildung bekommt. Die Qualität der Milch bleibt anhaltend gut. Ein Defizit könnte nur die stillende Mutter an ihrem eigenen Körper bemerken. Deshalb ist es umsomehr wichtig, daß stillende Mütter gut essen.

Einseitige Kostformen und / oder Diäten sollten vermieden werden. Wenn man sich veganisch oder makrobiotisch ernährt, sind gewisse Risiken in Bezug auf Vitamin B12 vorhanden.

Wie ist das mit den Blähungen? TOP

Am besten ist es, wenn man die verschiedenen Lebensmittel ausprobiert und schaut, ob und wie das Baby reagiert. Man kann während der Stillzeit alles mit Maß und Ziel essen was einem selbst gut bekommt.

Wieviel soll man trinken? TOP

"Dem Durst entsprechend zu trinken" ist eine gute Richtlinie. Natürlich braucht der Körper zur Milchbildung Flüssigkeit, aber es bringt keine Vorteile, mehr zu trinken, als über den Durst hinaus. Die Milchmenge wird dadurch nicht erhöht. Oft vergißt man aber durch die viele Arbeit, die man als frisch gebackene Mama hat, aufs Trinken. Am einfachsten ist es, daß man sich jedes Mal etwas zum Trinken mitnimmt, wenn man sich mit dem Baby zum Stillen hinsetzt. Gut geeignet sind Wasser, stilles Mineralwasser, Tees, Frucht- und Gemüsesäfte.

Wenn der Urin der stillenden Mutter blaßgelb ist, trinkt sie wahrscheinlich genug. Ist er jedoch sehr konzentriert und / oder leidet die Mutter unter Verstopfung, benötigt sie mehr Flüssigkeit.

Muß man viel Milch trinken um viel Muttermilch produzieren zu können? TOP

Nein! Man hat zwar als stillende Mutter einen erhöhten Kalziumbedarf, aber um Muttermilch zu produzieren braucht man keine Kuhmilch trinken. Außerdem ist Kuhmilch ein häufiger Allergieauslöser. Wenn eine Allergieneigung in Ihrer Familie vorhanden ist, ist es besser, Kuhmilch in der Schwangerschaft zu meiden, da Kinder im Mutterleib schon darauf sensibilisiert werden.

In anderen Nahrungsmitteln wie z.B. Tofu, Kohl, Mandeln, Sesam und Soja ist auch Kalzium vorhanden.

Darf ich Kaffee trinken? TOP

Ja! Wenn man mäßig Kaffee trinkt, 1 - 2 Tassen pro Tag, wird das beim Baby keine Probleme ergeben. Übermäßiger Konsum von koffeinhaltigen Getränken wie z.B. Kaffee, Tee, Cola, etc. kann beim Baby unerwünschte Reaktionen hervorrufen!

Gibt es milchfördernde Nahrungsmittel? TOP

Es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise auf milchfördernde Nahrungsmittel, viele Frauen schwören aber auf ein bestimmtes Produkt. Sobald es ihnen und ihrer Psyche gut tut, sind sie dadurch entspannt und durch Entspannung ist eine milchsteigernde Wirkung erzielt.

Welche Inhaltsstoffe sollten in Nahrungsmitteln vermieden werden? TOP

Chemische Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker, Farbstoffe oder Konservierungsmittel sollte man so gut wie möglich vermeiden. In Europa sind dies Zusatzstoffe mit "E" - Nummern katalogisiert. Zu viel Salz und Zucker ist ebenso nicht optimal. Es wird häufig zu viel Salz verwendet, um die Lebensmittel schmackhafter zu machen. Das Entstehen von Bluthochdruck und darauf folgende Herz - Kreislauf - Erkrankungen werden begünstigt.

Auch weißen Zucker sollte man so wenig wie möglich zu sich nehmen. Nicht nur in Limonaden, Kuchen und Süßigkeiten befindet sich sehr viel Zucker, sondern es sind auch sehr viele versteckte Zucker in Nahrungsmitteln enthalten. Lesen Sie sorgfältig die Zutatenliste!

Allergieprävention TOP

Eine Allergiedisposition, d.h. wenn Mutter oder Vater oder auch beide Elternteile allergisch sind, ist erblich! Stillen wirkt präventiv (vorbeugend) dem Entstehen von Allergien entgegen. Auch ein gestilltes Kind ist nicht 100%-ig vor einer allergischen Erkrankung geschützt, aber die Chance, daß eine allergische Erkrankung ausbricht ist geringer.

Das Eiweiß der Muttermilch ist abgestimmt auf den menschlichen Säugling, das Eißweiß der Kuhmilch für die Kälber.

"Kuhplakat" des Innsbrucker Kinderarztes und Künstlers Dr. A. Soppelsa, um 1924. Leiter der Mütter- und Säuglingsfürsorge des Landes Tirol 1918 bis etwa 1950: "Sag Deiner Mutter, sie soll Dich selbst stillen!"

[aus "Stillen - einst und heute" - erschienen im Hans Marseille Verlag GmbH München]

Kommt ein Säugling zum Beispiel im Spital nach der Geburt in Erstkontakt mit Fremdeiweiß (Flaschenzufütterung durch Krankenhauspersonal), werden manche Babys darauf sensibilisiert. Bei einem Zweitkontakt, wenn sie z.B. Kuhmilch, Kuhmilchprodukte oder künstliche Milchnahrung bekommen, kann es zu einem Allergieausbruch kommen.

Falls es aufgrund einer medizinischen Indikation notwendig sein sollte, mit künstlicher Säuglingsnahrung zuzufüttern, ist es jedoch gut und wichtig, daß man auf solche Produkte zurückgreifen kann.

Auf Muttermilch reagiert ein Säugling nie allergisch, außer bei einer angeborenen Galaktosämie. Dies ist eine seltene, erbliche Stoffwechselstörung, bei der das Leberenzym fehlt, das die Galaktose spaltet, wodurch das Baby nicht fähig ist, Laktose (Milchzucker) umzuwanden. Das Baby kann nicht gestillt werden, die Symptome der Galaktosämie gehen von Durchfall, Erbrechen über Gedeihstörungen, Leberprobleme und geistiger Retradierung [Literatur: Handbuch für die Stillberatung - Nancy Morbacher, Julie Stock - La Leche Liga]

WHO - Empfehlung TOP

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine Stillzeit von mindestens 2 Jahren für Kinder überall auf der Welt, anschließend je nach Wunsch [Literatur: Stillen von Martha Guoth - Gumberger, Elizabeth Hormann]

Einführung und Aufbau der Beikost beim gestillten Kind TOP

Der früheste Zeitpunkt zur Einführung von fester Nahrung ist mit Vollendung des 4. Lebensmonats. Vorher soll ausschließlich gestillt werden, Beikost vor dem 4. Lebensmonat belastet zu sehr die Nieren des Babys.

Noch besser ist es, 6 Monate ein gesundes, termingeborenes Baby ausschließlich zu stillen. Muttermilch enthält im ersten Lebensjahr alles, was ein Baby zu seiner Ernährung und Entwicklung braucht, und es ist deshalb nicht empfehlenswert, einem gestillten Kind innerhalb dieser Zeit eine Zusatznahrung zu geben.

Wann ist der ideale Zeitpunkt, um mit Beikost zu beginnen? TOP

Achten Sie auf die Signale Ihres Kindes. Der Zeitpunkt des Beikostbeginns ist individuell und variiert stark. Manche Kinder zeigen um die Hälfte des ersten Lebensjahres starkes Interesse an den Lebensmitteln der Erwachsenen und andere zeigen kaum oder gar kein Interesse und ernähren sich noch ausschließlich von Muttermilch.

Wie erkenne ich, daß mein Baby etwas essen will? TOP

Mit welchen Nahrungsmitteln kann ich die Zufütterung beginnen? TOP

Die Auswahl der Nahrungsmittel ist kulturell verschieden. Eine gute Richtlinie ist, daß man sich an heimische Lebensmittel hält. Man wird z.B. als erstes Obst nicht Ananas oder Maracuja wählen, sondern Apfel oder Birne.

Folgende Angaben gelten nur als grobe Richtlinien und können individuell unterschiedlich sein

Im 6. Monat

  • püriertes Gemüse, z.B. Karotten, Kürbis, Zucchini, Pastinake, Erdäpfel
  • Obstmus, z.B. Birnen, Äpfel, Bananen
  • Wichtig ist, daß Sie langsam mit dem ersten Lebensmittel beginnen und erst nach ca. 4 Tagen mit dem nächsten neuen Lebensmittel fortfahren. Bei Allergieneigung sollten Sie erst nach ca. 7 Tagen mit dem nächsten Lebensmittel beginnen, damit man feststellen kann, wie Ihr Kind auf einzelne Lebensmittel reagiert.
  • Beginnen Sie in den ersten Tagen nur mit 2 - 3 Löffelchen und steigern Sie die Menge langsam.
  • Stillen Sie vorher Ihr Baby. Die ersten Versuche mit dem Löffel dienen in erster Linie dazu, mit der neuen Materie vertraut zu werden. Sie können die Breie mit ausmassierter Muttermilch oder Wasser verdünnen.

Im 7. Monat

  • Ab dem 7. Monat können und sollen Lebensmittel mit Gluten (Hafer, Dinkel, Weizen, Gerste) gegeben werden (Getreidebrei nur in gekochter Form und feingemahlen)
  • 1 - 2 mal wöchentlich 30g Fleisch (Gemüse - Fleisch - Brei)
  • Teigwaren

Im 8. Monat

  • Tofu (enthält viel Eiweiß und Eisen)
  • Gemüse - Fleisch - Brei
  • Obst - Getreide - Brei
  • Brotrinde (unter Aufsicht, wegen Körner - Verschluckgefahr)
  • geriebener Apfel, geschabte Banane

Gegen Ende des 1. Lebensjahres

  • Das Kind beginnt am Familientisch mitzuessen (weiche Kost). Die Mahlzeiten dürfen nicht gesalzen werden und müssen kindgerecht zerkleinert werden.
  • Als Getränke sollten nur Muttermilch, Wasser und Suppe verwendet werden. Geben Sie keinen Dicksaft (enthält Zucker und Farbstoffe) und keine Fertigtees (wegen dem Zuckergehalt)

Erst nach dem 1. Lebensjahr werden Kuhmilch, Topfen, Joghurt und Käse empfohlen. Achten Sie auch auf Gläschen und Fertigbrei, die Vollmilch enthalten, denn Vollmilch kann weiterhin Allergieauslöser sein und sollte weitgehend gemieden werden. Kuhmilchallergie ist in unseren Breitengraden die am häufigsten vorkommende Nahrungsmittelallergie.

Wenn eine Allergiedisposition vorhanden ist, dann warten Sie mit allergieauslösenden Substanzen noch länger und vermeiden Sie diese weitgehend auch im 2. Lebensjahr. (Angaben sind unterschiedlich - Informationen einholen)

Allergieauslöser TOP

Die wichtigsten Allergieauslöser sind:

  • Kuhmilch
  • Kuhmilchprodukte
  • Ei
  • Fisch (Meeresfisch!)
  • Haselnüsse
  • Zitrusfrüchte
  • Soja

Selbstgemacht oder Gläschenkost? TOP

 
Foto: Karl Grabherr  
Beim "selber kochen" achten Sie darauf, daß Sie Produkte aus biologischer Landwirtschaft oder kontrolliert biologischem Anbau verwenden. Verwenden Sie ausgereifte, heimische Produkte.

Gläschenkost ist zwar aus kontrolliertem Anbau, wird aber aus Haltbarkeitsgründen stark gekocht und ist mit Vitaminen angereichert. Oft sind unerwünscht Zucker- oder Salzzugaben in Gläschenkost enthalten.

 

 

 

 

 

Literaturangaben und Leseempfehlungen TOP

 

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